Weshalb die SPIEGEL-Gruppe eine Partnerschaft mit Perplexity eingeht
Wer in den vergangenen eineinhalb Jahre auch nur gelegentlich mit Menschen aus der Medienbranche gesprochen hat, kam an einem Begriff vermutlich kaum vorbei: künstliche Intelligenz. Wie bei jedem Hype rund um eine Technologie, deren Effekte zu Beginn kaum jemand einschätzen kann, ist dabei zwischen Weltuntergangsstimmung und garantierter Lösung sämtlicher Probleme der Menschheit alles dabei.
In der SPIEGEL-Gruppe setzen wir uns intensiv mit den Chancen und Risiken der neuen technischen Möglichkeiten auseinander. Wir wollen herausfinden, in welcher Form künstliche Intelligenz unser journalistisches Angebot ergänzen und besser machen kann. Was für einen Verlag für Qualitätsmedien nützlich ist und was nur faszinierende Spielerei, zeigt sich erst, wenn wir im Rahmen unserer KI-Leitlinien experimentieren, scheitern und neue, tragfähige Ideen entwickeln. Und diesen Weg wollen wir nicht allein gehen, sondern mit innovativen Partnern.
Mit Perplexity haben wir einen Partner gefunden, der unsere Vorstellung von gemeinsamem Lernen teilt und dessen speziell auf Nachrichten ausgerichtetes Angebot bei uns bereits im Haus genutzt wird. Wir freuen uns daher auf die Zusammenarbeit mit dem Team von Perplexity. Die SPIEGEL-Gruppe geht dafür mit der vor zwei Jahren in San Francisco gestarteten konversationellen Suchmaschine, eine Produktpartnerschaft ein:
· SPIEGEL-Inhalte sollen auf der Plattform von Perplexity sichtbarer werden, wobei wir entscheiden, welche Inhalte wir Perplexity zur Verfügung stellen. Unsere Inhalte werden nicht in das Training eines Sprachmodells einfließen.
· Der SPIEGEL erhält einen Anteil an den mit seinen Inhalten auf der Plattform von Perplexity AI erwirtschafteten Werbeeinnahmen.
· Wir können auf die API von Perplexity zugreifen und neue Funktionalitäten für SPIEGEL.de entwickeln, die unseren Nutzerinnen und Nutzern einen Mehrwert bieten.
· Unsere Mitarbeitenden bekommen Zugang zur kostenpflichtigen Version von Perplexity Pro. So wollen wir Erfahrungen mit dem Einsatz von Perplexity beim SPIEGEL sammeln.
· Gemeinsam wollen wir einen Dialog zwischen Inhalte- und KI-Anbietern eröffnen, über die Weiterentwicklung journalistischer Angebote mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz.
· Die Partnerschaft ist weder für Perplexity noch den SPIEGEL exklusiv und auf drei Jahre ausgelegt.
Gemeinsames Lernen für ein gewinnbringendes Miteinander
Die Beziehung zwischen Medienunternehmen und Technologieplattformen war schon immer kompliziert. Künstliche Intelligenz bringt neue Herausforderungen und stellt alte Fragen mit neuer Dringlichkeit. Besonders im Fokus steht einmal mehr das Urheberrecht. Viele Plattformen haben immer wieder einen fragwürdigen Umgang mit journalistischen Inhalten gezeigt. Gleichzeitig entscheiden sie als Gatekeeper, zu welchen Konditionen welche Inhalte die Nutzerinnen und Nutzer erreichen und entwickeln sich zunehmend zu geschlossenen Systemen, zu Walled Gardens. Als global agierende Unternehmen profitieren sie von Netzwerkeffekten. Als Innovatoren entwickeln sie die Spielregeln für das digitale Ökosystem von morgen.
Medien sind dagegen wirtschaftliche Zwerge, oft auf ein Land oder einen Sprachraum beschränkt. Sie handeln mit einem Gut, das aufwendig zu produzieren, aber gerade im digitalen Raum schwer zu schützen ist: neue Informationen. Das Vertrauen ihrer Leserinnen und Leser verträgt keinen “Move fast and break things”-Ansatz, wie ihn viele Tech-Unternehmen allzu oft verfolgen.
Wir sind uns dieser komplexen und letztlich jahrzehntealten Gemengelage bewusst. Gerade deshalb sind wir überzeugt, dass wir nur dann lernen werden, KI gewinnbringend einzusetzen, wenn Medien und Technologieplattformen zusammenarbeiten. Mit den Plattformen, die dazu bereit sind, gehen wir in den Dialog und investieren in Gespräche und Verhandlungen. Denn die abstrakten und die ganz praktischen kleinen Fragen können wir nur gemeinsam beantworten.
Davon unberührt bleibt der wichtige Austausch innerhalb der Medienbranche in Deutschland und darüber hinaus, an dem wir uns aktiv beteiligen. Auch sind wir unverändert daran interessiert, dass sich ein klarer regulatorischer Rahmen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz entwickelt. Allerdings wird eine zukünftige Regulierung nur dann klug ausgestaltet werden können, wenn sie auf Erfahrungen der effektiven Nutzung und den sich daraus ergebenden Reibungspunkten aufbaut. Auch hier werden wir von der Partnerschaft mit Perplexity profitieren und Erkenntnisse gewinnen.
Wir werden in den kommenden Monaten von unseren Erfahrungen berichten und konkrete Anwendungsfälle teilen.