Ein Jahr Stories-Leiste auf SPIEGEL.de: Wo wir stehen und wie wir weitermachen

DEV SPIEGEL
5 min readJul 26, 2023

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„SPIEGEL-Journalismus, aber vertikal“: Unter diesem Leitspruch feierte die Stories-Leiste im Juli 2022 auf SPIEGEL.de ihre Premiere.

Ein Jahr und Hunderte veröffentlichte Hochkant-Stories später ziehen wir eine Zwischenbilanz für eines der zuletzt größten redaktionellen Entwicklungsprojekte des Hauses, geben Einblick in relevante Zahlen — und blicken nach vorne.

Leiste im Juli 2023

Ein Jahr Stories — so stehen wir da

  • Die Stories-Leiste auf der Homepage hat anhaltend hohe Zugriffszahlen, insbesondere am Wochenende. Den bisherigen Höchstwert von 169k Page Views am Tag erreichten wir im April 2023, unter anderem mit der Story Deutschlands Schulen: Supernoten für alle?.
  • In der Leiste legen wir einen Schwerpunkt auf unser Plus-Angebot — und generieren damit beständig neue Abos. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 2896 Abos registriert worden für Nutzerinnen und Nutzer, die unmittelbar davor in der Stories-Leiste unterwegs waren. Nicht berücksichtigt in dieser Zahl sind die zahlreichen Abos, die dank der Stories-Weiterverwertung via Instagram eingegangen sind.
  • Größter Abobringer in der Stories-Leiste waren die Rammstein-Titelgeschichte vom 9. Juni 2023, sowie die Til-Schweiger-Recherche vom 28. April 2023.
  • Eine Story, viele Ausspielwege: Wir nutzen die Stories mehrfach und spielen sie auch über Instagram und weitere Plattformen. Dort schaffen wir wichtige Berührungspunkte zwischen Marke und neuen, jüngeren Zielgruppen. So sammelte zum Beispiel die Schweiger-Recherche auch auf Instagram Abos. Über Social-Kanäle kam nur fünf Prozent des Schweiger-Traffics. Allerdings lieferte das Social-Ressort 24 Prozent aller Schweiger-Abos, wobei die Hochkant-Story ein großer Abotreiber war (diese Zahlen beziehen sich auf die erste Woche nach Veröffentlichung des Textes).
  • In den Stories sind anteilig mehr Abonnentinnen und Abonnenten unterwegs als auf SPIEGEL.de insgesamt. Ein kleiner Beitrag zum immer wichtiger werdenden Thema „Retention”. In der Stories-Leiste lag der Anteil an Abonnenten zuletzt bei rund 21 Prozent. Für die Homepage (ohne App) beläuft sich der Wert auf rund sieben Prozent. Datenzeitraum: vergangene vier Wochen
  • In der Leiste präsentieren wir Highlights der SPIEGEL-Berichterstattung (zum Beispiel: den KI-Titel) und neue Hochkant-Videoformate mit jungen Hosts aus dem Social-Media-Ressort. Wir erklären Nachrichten- und Servicethemen oder geben Einblick in aufwendige Recherchen des Hauses. So verdeutlichen wir den Wert von SPIEGEL-Journalismus (“Hinter der Recherche”).

Projektstart und strategische Ziele

Mit dem Projekt verbunden war von Anfang an die Idee, SPIEGEL-Geschichten digital neu zu erzählen und zu präsentieren — mit einem zeitgemäßen, auf den Smartphonebildschirm zugeschnittenen Format, das auch neue, insbesondere jüngere Nutzergruppen für unseren Journalismus begeistert.

Das Stories-Prinzip ist bekannt aus großen Social-Media-Apps wie Instagram oder TikTok. Es hat das alte Newsfeed-Rezept Facebooks, bestehend aus einem Dreiklang aus Zeile-Foto-Teaser, abgelöst als zentrale Darbietungsform von Inhalten auf sozialen Netzwerken.

Die noch völlig unerprobte Leiste durfte zum Projektstart nach Verhandlungen mit der Chefredaktion und den Blattmachern zwar nicht über dem HP-Einser, dem Seitenaufmacher, platziert werden, aber prominent unter dem ersten Themenblock. Ein großer Vertrauensvorschuss für das Projektteam.

Die Stories auf die Homepage zu bringen, war aber nicht nur ein redaktionelles Großprojekt, sondern auch SPIEGEL-TechLab-seitig herausfordernd. Erstellt werden die Stories mit der Software Storify.me, also einem externen Anbieter.

Gleichzeitig war es die TechLab, die eine Präsentation der vertikalen Stories auf SPIEGEL.de überhaupt möglich machte — indem sie für eine Anbindung der extern erstellten Stories ans Redaktionssystem Statamic sorgte.

Ausblick

Oberstes Ziel bleibt es, SPIEGEL-Journalismus exzellent digital zu erzählen in einem Format, das auch für junge Zielgruppen ansprechend ist und dem Haus neue Abonnentinnen und Abonnenten bringt. Das Stories-Team soll die Marke SPIEGEL auch in der digitalen Welt glänzen lassen. Angesiedelt ist das Team von vier Redakteurinnen und Redakteuren im Ressort Social Media und Leserdialog.

Team zum Projektstart 2022 (von links): Josephine Kanefend, Jannis Große, Petra Maier, Philipp Dreyer, Luisa Höppner, Sebastian Maas / Credit: DER SPIEGEL

Das Projekt schlägt außerdem eine Brücke zwischen Video- und Social-Ressort. Das zeigt sich exemplarisch an der im April 2023 gemeinsam gestarteten Show „Kochen ohne Kohle” mit Kolumnist und Social-Media-Redakteur Sebastian Maas. Das Besondere an der Zusammenarbeit: Mit demselben Dreh haben wir gleichzeitig ein Video in hochkant und quer im Kasten. Die Ausspielwege und -möglichkeiten sind dementsprechend sehr breit gefächert. Unter anderem laufen die Videos auch auf einem neuen TikTok-Kanal. Wir wollen dort neue Zielgruppen erreichen, in den Austausch mit jüngeren Nutzerinnen und Nutzern gehen und so mehr über die Plattform lernen und dort wachsen.

Kochkolumnist Maas / Credit: DER SPIEGEL

Aus dem Reuters Digital News Report wissen wir, wie wichtig Personalisierung als Faktor ist, um die Zielgruppe U30 zu erreichen. Junge Zielgruppen zu erreichen und neue SPIEGEL-Gesichter aufzubauen, sind zentrale Ziele des Social-Ressorts für 2023 und darüber hinaus.

Das zum Launch eingeführte Newsformat, gedacht als schneller Tagesüberblick, war nicht erfolgreich. Die Zugriffszahlen waren niedrig, aus der Redaktion gab es negatives Feedback, weil das bewusste Stehenlassen von wichtigen News im Stories-Block im Gegensatz zum schnellen Wechsel auf der Seite nicht nachvollziehbar war. Daher haben wir das Format abgeschafft. Wie News in der Leiste erfolgreich stattfinden können, ist eine spannende Aufgabe, die wir zusammen mit Podcast- und Videoressort weiter verfolgen wollen.

Blick auf die Stories-Leiste, damals noch mit Newsformat

Getragen wird das Projekt von der großen Unterstützung aus der Redaktion: Korrespondentinnen und Korrespondenten liefern Aufsager, in Hamburg stehen regelmäßig Redakteurinnen und Redakteure vor dem Greenscreen in unserem Studio im ersten Stock vor der Kamera und berichten über ihre Recherchen. Die Bildredaktion bearbeitet zahlreiche Bildanfragen, der Newsdesk behält die Leiste mit im Blick.

Die Erfahrung zeigt: Je früher das Stories-Team in Recherchen und Planung der Ressorts eingebunden ist, desto besser ist am Ende das Ergebnis. Das Stories-Team ist damit nicht zuletzt ein Labor für neue Workflows, die das Digitale im Fokus haben.

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